Samstag, 09.07.2011:
Lebanon(MO) - Carthage (MO)
Den heutigen Tag verbrachten wir im Bundesstaat Missouri, da wo laut der Novelle "Früchte des Zorns" von John Steinbeck die lange und beschwerliche Reise der Familie Joad nach Kalifornien begann. Die Straßen sind heutzutage deutlich besser, das Wetter jedoch macht immer noch was es will. So wie es aussah, hatten wir trotz dem kurzen Regenguss vor 2 Tagen eine Hitzeperiode erwischt, und so fuhren wir in Lebanon schon morgens gegen halb neun bereits im T-Shirt los.
Die Strecke führt am wiederöffneten Wrinks Market vorbei in die Stadt hinein. Dort habe ich einen Moment nicht aufgepasst und schon die falsche Ausfahrtstraße erwischt, die uns rund eine halbe Stunde durch die schöne kurvige und hügelige Landschaft Missouris führte. Irgendwann hielten wir an einer Tankstelle an und fragten nach dem Weg (bzw. nach der Interstate) und 6 Meilen später waren wir wieder auf der alten Route 66. Die Beschilderung der ehrwürdigen "Mother Road" in diesem Bundesstaat ist mittlerweile sehr gut, jedoch im Gegensatz zu den üblichen braunen Schildern in den meisten Bundesstaaten sind die Schilder hier in blauer Farbe.
Springfield umfuhren wir auf der Interstate, um gleich danach wieder parallel zu dieser auf der Route 66 weiterzufahren. Der nächste Ort hieß Halltown, ursprünglich bekannt durch seinen Whitehall Antik Shop, der über 40 Jahre von einer älteren Frau betrieben wurde, die vor ein paar Jahren den Laden aus gesundheitlichen Gründen aufgab. In diesem Jahr war der Shop wieder geöffnet, jedoch ist mir bis heute nicht ganz klar, was dort überhaupt verkauft wird, sah es doch vor dem Eingang aus, als wäre dies ein Flohmarkt. Auch die Fassade und das Gebäude sieht sehr verfallen und nicht gerade einladend aus, den Besuch des Shops haben wir uns daher verkniffen und fuhren weiter bis zum Ortsende.
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Wrinks Market Lebanon |
Route 66 in Missouri |
Beschilderung in Missouri | Whitehall Antik Shop |
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Whitehall Antik Shop |
Whitehall Antik Shop | Whitehall Antik Shop | Whitehall Antik Shop |
Dort befindet sich am Straßenrand die Gay Parita Station mit seinem Betreiber Gary Turner, dessen ausgefülltes Rentnerdasein darin besteht, den vorbeikommenden Touristen die Geschichte der Tankstelle und die Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung nahezubringen. Das ganze Anwesen samt ehemaliger Werkstatt ist liebevoll hergerichtet, es ist schon fast ein kleines Museum, das den Aufenthalt hier sehr interessant macht. Gemütlich saßen wir mit Gary auf der schattigen Terrasse, tranken ein Wasser bzw. Cola und hörten uns seine Geschichten an. Wir hatten heute keine Eile, da die Tagesetappe relativ kurz war. Anja erhielt den Tipp, bei den heißen Temperaturen statt im T-Shirt in einem Langarmshirt zu fahren, um einem Sonnenbrand vorzubeugen. Noch besser ist es, dieses Shirt ab und zu mit kaltem Wasser anzufeuchten. Ich folgte seinem Ratschlag nicht - und hatte abends natürlich prompt einen Sonnenbrand - aber freute mich schon auf die "Wet Shirt-Show" hinter mir auf der Soziusbank.
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Gay Parita Station |
Small Talk mit Gary |
Gary Turner | Gay Parita Signs |
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Office-Eingang |
Szene aus früheren Zeiten | Gay Parita Werkstatt |
Gay Parita Werkstatt |
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Gay Parita Werkstatt | Gay Parita Werkstatt | Gay Parita Werkstatt | Ford Thin Lizzy |
Um die Mittagszeit fuhren wir weiter über Spencer Richtung Carthage, unserem heutigen Tagesziel, nicht jedoch um vorher von der Route 66 abzuzweigen und die Idylle Red Oak II zu besuchen. Dort sammelt ein spleeniger amerikanischer Millionär Gebäude, Fahrzeuge und sonstigeUtensilien aus verschiedenen Gebieten und Epochen der amerikanischen Zeitgeschichte und stellt diese auf einem Gelände bei der Stadt Carthage auf. In dem dortigen Kirchengebäude hatte wohl gerade eine Hochzeitszeremonie stattgefunden, das Brautpaar begegnete uns kurz zuvor in einer langen Limousine auf dem schmalen Zufahrtssträßchen. Gemütlich machten wir einen ausgiebigen kostenlosen Rundgang auf dem Areal, bevor wir uns gegen 15 Uhr wieder auf den Weg machten.
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Red Oak II |
Kirche | Red Oak II | Toilettenanbau |
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Police-Oldtimer |
Flugzeug-Oldtimer | Red Oak II | Alligatorland |
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Wasserhahn-Brunnen |
Sparrowsville | Phillips 66-Tankstelle | Salem Country Church |
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Oldtimer |
Kleiner Flaschenbaum | Red Oak II | Onkel Toms Hütte |
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Onkel Toms Hütte |
Fassadenschmuck | Onkel Toms Hütte | Red Oak II |
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Hühnerhaus |
Marshal Office | Rancheingang | Gefängnis |
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Alte Tankstelle |
Red Oak II |
Politisches Kräfteverhältnis | Streetcar Diner |
Carthage und das dortige Best Western Hotel war schnell erreicht, und wir nahmen bei der großen Hitze heute erst einmal ein ausgiebiges Bad im Hotelpool, bevor wir uns nochmals auf die Harley schwangen und in das benachbarte Joplin fuhren. Joplin ist die Grenzstadt zu Kansas und Schauplatz einer Tornadokatastrophe am 23. Mai diesen Jahres, wo über 100 Menschen ihr Leben verloren.
"...Der Tornado hatte am Sonntagabend eine Spur der Verwüstung durch die 50.000 Einwohner zählende Arbeiterstadt im US-Bundesstaat Missouri geschlagen. Die Zahl der Menschen, die bei der Katastrophe ums Leben kam, stieg auf 117. Die Behörden befürchten, weitere Leichen unter den Trümmerbergen zu finden. Hunderte Menschen erlitten nach Berichten lokaler Medien Verletzungen. "Es sah aus wie nach einer Atomkatastrophe"
Augenzeugen berichten inzwischen darüber, wie der Tornado die Stadt traf. Jonathan Elliott besuchte am Sonntag seinen Großvater im St. John's Hospital in Joplin. Erst heulten die Tornado-Sirenen, rund eine halbe Stunde später begann das Gebäude zu wackeln, die Lichter zu flackern. Und der 16-Jährige spürte, wie der Wind durch die Ritzen des Fußbodens im Krankenhauszimmer seines Großvaters im siebten Stock blies. Bloß raus hier, dachte er, und brachte sich mit seiner Großmutter im Treppenhaus in Sicherheit.
Der Tornado verwüstete eines der größten Krankenhäuser der Stadt. Mindestens sechs Menschen kamen in dem Gebäude ums Leben, Fenster zerbarsten, Röntgenaufnahmen und Patientenakten wurden durch die Luft gewirbelt und zwei Landkreise weiter aufgefunden. "Es sah aus wie nach einer Atomkatastrophe. Autos wurden durcheinandergewirbelt wie Spielkarten. Stromleitungen sprühten Funken. Ich konnte es nicht glauben", sagte Notfallarzt Jim Riscoe..."
(Quelle: spiegel.de)
Es war schlicht und einfach gespenstisch. Nachdem wir von der Interstate herunter und in die Stadt hinein fuhren, dachten wir, dass wir einer Falschmeldung auf den Leim gegangen seien. Alles war "as usual", keinerlei Verwüstungen, der Verkehr und das Leben auf den Straßen verlief völlig normal. Und dann, von einer Straßenseite auf die andere, wie abgeschnitten: ein Bild der Zerstörung, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Wohin man auch sah: nur noch Trümmer, eingefallene Häuser, zerdrückte und auf dem Kopf liegende Autos und überall waren Bagger, Lastwagen und Raupen unterwegs, um den Schaden aufzuräumen. Baumstämme mit ein paar Ästen ohne Blätter ragten vereinzelt zwischen den Häusern hervor, irgendwo stand zwischen all dem Chaos stolz ein amerikanische Flagge. Wir fuhren sprachlos auf den wiederhergestellten Straßen zwischen der Verwüstung herum und machten ein paar Bilder.
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Tornadoschäden in Joplin |
Tornadoschäden in Joplin | Tornadoschäden in Joplin | Tornadoschäden in Joplin |
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Tornadoschäden in Joplin | Tornadoschäden in Joplin | Tornadoschäden in Joplin | Tornadoschäden in Joplin |
Die Rückfahrt verlief recht still, wir waren beide noch einige Zeit geschockt von dem was wir soeben gesehen hatten.
Ich suchte in Webb City noch die Riesenskulptur der "Betenden Hände", gab aber nach einer Viertelstunde auf und wir machten uns gegen 18:30 Uhr wieder auf den Rückweg nach Carthage. Am dortigen Ortseingang gab es noch einen kleinen Verkehrsstau, da wohl um diese Zeit das historische Autokino seine Pforten öffnete. Das 66 Drive-In ist seit der Blütezeit der Route 66 bis heute in Betrieb, für die Amerikaner wohl bis heute noch eine beliebtes Freizeitvergnügen.
In Carthage wieder angekommen, stoppten wir noch am bekannten, aber verlassenen Boots Motel & Apartments, das aber wohl zwischenzeitlich einen Käufer gefunden hat, der es wieder im alten Stil aufbauen will. Schön, dass es noch Investoren gibt, die solche Traditionsobjekte und damit ein Stück Zeitgeschichte wieder zum Leben erwecken!
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Boots Motel Carthage | Boots Apartments Carthage | Boots Motel Carthage | Boots Motel Carthage |
Das Abendessen nahmen wir auf Empfehlung der Hotelrezeption schräg gegenüber bei einem chinesisch betriebenen Buffet-Restaurant zu uns, und es war eines der besten und günstigsten Mahlzeiten, die wir auf unserer Reise zu uns genommen haben...
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